Samstag, 3. September 2011

No. 1 - Konfuzius sagt: Mach nicht alles auf den letzten Dücker... oder so ähnlich

Ruhe und Entspannung wird überbewertet - eindeutig. Dieses Mal schaffte ich es wieder, mich in eine oder besser gesagt mehrere stressige Situationen zu bringen. Und wieder war eine Hausarbeit der Hauptschuldige. Hatte ich nicht dieses Mal wesentlich früher angefangen als sonst? Hatte ich nicht schon 70 h in dieses Schriftstück investiert, um mir das Schreiben zu erleichtern? Das hatte ich in der Tat, nur hat es mir nichts gebracht. So saß ich nun Dienstag einen Tag vor Abreise an meiner Hausarbeit, die ich formal nur noch abtippen musste. "Ist ja halb so wild!" dachte ich. Da lag ich daneben und zwar vollkommen, es war doppelt so wild. Um 2 Uhr morgens am Mittwoch ging ich letztendlich ins Bett - Koffer war gepackt, wichtige Dokumente verstaut - um zwei Stunden später wieder aufzustehen und an den letzten Worten meiner Hausarbeit zu feilen. Tatsächlich war diese schon fertig, nur noch nicht komplett abgetippt. Um kurz vor halb fünf kam mein Opa, der mich und meine Ma zum Flughafen Frankfurt fahren sollte. Natürlich war ich noch nicht mit der Hausarbeit fertig und entschied mich auf dem Weg, diese erst in China zu Ende zu schreiben, wohlwissend, dass ich sie Mittwochabend 23.59 MEZ abgeben sollte. Dieser Plan wurde in die Tat umgesetzt und bedeutete für meinen Vater einen Weg zum Arzt, für meine Mutter eine Email an den Dozenten und für mich die Freude, dieses literarische Meisterwerk auch in Beijing fortsetzen zu dürfen. 
Als wir endlich auf dem Gelände des Flughafens angekommen waren, gab es einen weiteren Stressfaktor, den ich mit "Visums-Agentur-hat-keine-Ahnung-und-gibt-mir-drei-Wochen-vor-Abreise-falsche-Infos-die-sie-anderthalb-Wochen-danach-revidiert-TinaKind-lässt-Gesundheitszeugnis-ausstellen-sinnfrei-da-ihr-eine-Woche-vor-Abreise-gesagt-wird-dass-die-chinesische-Botschaft-keine-Studentenvisa-ausstellt-aufgrund-von-zu-vielen-Anträgen-daraufhin-beantragt-TinaKind-ein-Tourivisum-und-sitzt-auf-glühenden-Kohlen-denn-am-Montagnachmittag-war-immer-noch-kein-Visum-da-TinaKind-ruft-da-an-und-die-sagen-ihr-dass-das-Visum-am-Mittwoch-da-sei-super!-sagt-TinaKind-ich-fliege-ja-nur-am-Mittwoch-und-das-musste-ich-auch-gar-nicht-bei-dem-Ausstellungsantrag-für-die-Agentur-angeben-neiiiiin!-gar-nicht!!!!-der-Agenturtyp-sagt-sie-schicken-es-direkt-zum-Flughafen-und-ich-müsse-es-nur-abholen"-Dilemma kurz zusammen gefasst habe. Wie gesagt, auf dem Flughafengeländer rief ich dann bei der Gepäckaufbewahrung an, um zu erfahren, wo diese sich denn genau befinden. Um zum Ende zu kommen, habe ich diese schnell gefunden und mein Pass inklusive Visum war auch da. :)
Es ging stressig weiter. Jeder, der schon mal an diesem Flughafen war, weiß, wie groß dieser ist. Mein Flug ging von Terminal E, wohin man nur mit dieser Bahn kommt. Meine Ma und ich sind dorthin gefahren, währenddessen mein Opa das Parkticket verlängern musste. Der Abschied aufgrund der wenigen Zeit, die mir noch blieb, war kurz und traurig, obwohl ich das alles nicht richtig realisieren konnte und ich gefasster war.
Die beiden Flüge (FRA-Abu Dhabi-Beijing) waren in Ordnung und nach der 24-Stunden-Reise kam ich endlich in Beijing an, kurz durch die Passkontrolle, ewiges Warten bei der Gepäckausgabe und dann wurde ich von meiner Betreuerin (Ally) und einem Fahrer in Empfang genommen.  Ally ist echt super nett. Auf der 40 minütigen Fahrt, kamen wir auch am Olympia-Geländer vorbei. Das Stadion, bekannt als "Bird's Nest" sieht sooooo cool aus und auch "The Cube" daneben, wo 2008 die Schwimmwettbewebe stattfanden ist toll. Ich bin schon gespannt, dass nachts zu sehen.
Als wir im Wohnheim ankamen, wurde ich zum ersten Mal Zeuge der chinesischen Bürokratie. Auf dem Reisepass steht bekanntlich: "Europäische Union. Bundesrepublik Deutschland" - auf deutsch. Und genau das war das Problem. Die Leute an der Rezeption glaubten mir einfach nicht, dass ich aus Deutschland komme. Ally musste eine chinesische Mitarbeiterin der Agentur anrufen, die denen das erklären konnte. Das funktionierte aber auch erst nach dem dritten Mal. Nach etwa 20 Minuten durfte ich auf mein Zimmer, von dem ich zunächst etwas schockiert war, da es ziemlich unaufgeräumt war und ich dafür meien Mitbewohnerin verantwortlich gemacht habe, die zwei Tage vor mir angekommen war. Zu unrecht, es waren eine Japanerin und v.a. eine Französin, die dieses Chaos hinterlassen haben. Ich lud nur schnell meine Sachen ab und ging mit Ally zum Office und bekam schon mal einen kleinen Einblick vom Campus, der wahnsinnig cool ist! Wir wissen alle, dass der Campus in Trier nicht besonders toll ist (außer die Grünflächen), aber jetzt werder ich wahrscheinlich weinen, wenn ich in einem Jahr wieder in Trier sein werde. ;) Der Campus ist wie ein kleines Dorf, hier gibt es alles: sogar Polizei, die die Tore bewachen.
Im Office angekommen, lernte ich schon einige Kollegen von Ally kennen, die auch alle super nett sind. Kurz darauf ging es dann wieder zurück, da ich unbedingt Schlaf brauchte (ich hatte keinen Schlaf seit mindestens 48 h bekommen). Zurück im Wohnheim lag ich kaum im Bett, als Steve - ein weiterer Kollege - mich anrief, wann ich Zeit hätte für eine Rundführung. Letztendlich habe ich etwa eine Stunde geschlafen, Steve getroffen, der super deutsch kann (das macht mich soooo glücklich! :D), einige andere CSA-Studenten und abends dann das erste Mal chinesisch gesprochen. In unmittelbarer Nachbarschaft ist ein dreistöckiger Food Court. Dorthin bin ich gegangen und bekam oben einen milden Schock, als wirklich fast alles ausschließlich auf chinesisch war. Ihr dürft nicht vergessen, dass das hier eine internationale Uni ist, mit etwa 8.000 ausländischen Studenten. Da hatte ich wohl etwas zu viel erwartet. ;) Ich ging dann zu einem Laden, bei dem einige Speisen auf englisch angepriesen war und versuchte zu bestellen. Die Frauen dort konnten kein Englisch und so musste ich zeigen, was ich haben wollte. Als es ums Bezahlen ging, dachte ich erst, sie meinten die Zeit, die ich auf das Essen warten müsste. Als ich nicht reagierte, sprach die eine mich durch ein Mikro noch mal direkt an (wenn das Essen fertig ist, wird das aufgerufen). Jetzt hatte auch der letzte mitbekommen, was ich bestellt hatte. :D Immerhin konnte ich zum Schluss, Essstäbchen auf chinesisch bestellen und verabschiedete mich mit "xiexie! zajian!", was die Frauen dort gefreut hat.
Danach ging ich wieder auf mein Zimmer und schaute etwas Fernsehen, wobei ich entdeckte, dass wir Deutsche-Welle-TV haben. Ich bekomme also weiterhin unzensierte Nachrichten. ^^ 
Am nächsten Tag ging ich mit einer der chinesischen Kolleginnen von Ally zum Internetladen und ließ mein Intenet einrichten. Als ich wieder im Wohnheim war, probierten meine Mitbewohnerin Inna, die aus Kasachstan kommt, und ich, dieses zum Laufen zu bringen. Nach kurzer Zeit gaben wir auf und Inna rief einen Freund von ihr, der auch aus Kasachstan kommt, um Hilfe. Auch er schaffte es nicht und nach etwa anderthalb Stunden hatte keiner mehr Lust, sich damit zu beschäftigen. Inna und ich gingen später noch einmal zum Internetladen und ich rief meine Agentur an, damit diese mit den Verkäufern reden konnten, denn dort konnte - bis auf eine Person - keiner Englisch. 
Letztendlich funktionierte das Internet, ich richtete einen Open VPN Client ein, damit ich weiterhin das Gesichtsbuch und Blog-Seiten nutzen kann, das klappte leider noch nicht so ganz. Aber heute, einen Tag später, hat das "IT-Genie" Tina es endlich geschafft. :D 
Heute war bisher ruhig. Ich hab mich mit Ally und zwei anderen CSA-Studenten zum Lunch getroffen, war danach kurz einkaufen und hab mich danach an die Hausarbeit respektive diesen Blog gesetzt. ;) Die Hausarbeit werde ich heute noch beenden und morgen werde ich mich in die U-Bahn wagen und zum Olympia-Gelände fahren.
Sooo, ich hoffe ich habe euch nicht allzu viel zum Lesen zu geben. ;) Ich gelobe Besserung: weniger Text, mehr Bilder! :)
Ich hoffe auf fleißige Kommentatoren und darauf mit dem ein oder anderen von euch auch über Skype Kontakt zu haben. :)
Habt alle einen schönen Samstag! Ich melde mich bald wieder.
Zaijian,
Tina alias Pia No ;) 

4 Kommentare:

  1. Uh das klingt ja echt interessant.
    Ich wusste garnicht das du schon weg bist ich dachte es geht erst mitte sept. los, aber naja. Deine Erlebnisse wirken unglaublich spannend. Und ich kann mir vor allem die Frau mit dem Mikro auf dem Food Court vorstellen und wie du da ahnungslos rumstehst und wartest. Echt köstlich, im wahrsten Sinne des Wortes.

    Auch die Sache mit der Hausarbeit kommt mir doch sehr bekannt vor. Wir wissen halt wie das immer abläuft. Ich komme gerade auch in Zugzwang, mir bleiben noch 12 Tage und ich habe 3 Seiten, aber eigentlich schon die restliche Hausarbeit in Zitaten und Zusammenfassungen. "Wird schon nicht so wild" und neben dem 39h Praktikum ist das doch ein Leichtes.

    Ich freu mich über deinen Bericht und wäre gerne bei dir, muss ja unglaublich sein. Vielleicht klappt es ja tatsächlich, dass ich dich mal besuchen kommen kann. Mit Spannung erwarte ich deinen nächsten Eintrag.

    Beste Grüße aus der schönsten Stadt Deutschlands

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  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  3. Tina du Weltreisende! Das hört sich ja alles super spannend, wenn auch etwas stressig, an. Ich beneide dich um deine Erfahrungen und freue mich noch mehr auf mein Auslandssemester, wenn ich hier deinen Bericht lese :). Denn bei allem Stress und bei aller Angst ist es trotzdem einfach nur cool und aufregend :D. Ich hoffe auch auf baldige Bilder, lese aber auch gerne deine seitenlangen Berichte :). Viel Spaß weiterhin und halt uns auf dem Laufenden! xx, Tiffany

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  4. Ich möcht dass du mir dein Dilemma auf Skype ma voriliest^^

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