Sonntag, 25. September 2011

No. 6 – Konfuzius sagt: Denn wir sind Mongolen (Ha, Ha, Ha, Ha, Ha) Und der Teufel kriegt uns früh genug! ... oder so ähnlich

Und plötzlich wie aus dem nichts, ist wieder eine Woche vergangen. Ich weiß nicht genau, ob es daran liegt, dass ich von Europa und den USA ausgesehen, in der Zukunft lebe oder meine Tage hier verplanter sind als in Deutschland. Denn ich habe das Gefühl, dass die Zeit schneller voran geht. Mittlerweile ist so etwas wie Alltag eingekehrt und trotzdem fühlt es sich so an, als ob ich einmal blinzle und 24 Stunden sind an mir vorbeigerauscht.

Letzte Woche Sonntag sind Irene und ich nach einem Frühstück beim Jiaozi-, Baozi- und Nudelmann unseres Vertrauens mit der U-Bahn in das gerade angesagteste und westlichste Viertel Beijings gefahren: Sanlitun. Nach einer etwa 30 minütigen Fahrt und einem etwa 20 minütigen Fußmarsch kamen wir ins Sanlitun Village, welches einen über zwei Etagen gehenden Apple Store und den größten Adidas-Laden der Welt beherbergt. Man merkte sofort, dass hier viele westliche Marken angesiedelt sind, da ich fast nur Weiße sah und ein paar neureiche Chinesen. Irene und ich gingen zu einem DVD-Laden und ich ergatterte „King’s Speed“ und „True Grit“. Danach machten wir uns auf den Weg zu einem der für China typischen Märkte, da Irene mit Schuhgröße 39 ein kleines bzw. eher großes Problem in China hat: die meisten Schuhe enden bei Größe 38. Am späten Nachmittag fuhren wir mit der U-Bahn zurück und ich erreichte – nach einem kurzen Abstecher in einem Supermarkt – ziemlich kaputt mein Zimmer, wo meine Mitbewohnerin überraschenderweise mal wieder skypte. Sie teilte mir mit, dass sie sich nicht um das Toiletten- und Badlampenproblem gekümmert hatte, was meine Laune anfing, in den Keller fallen zu lassen. Nachdem dann ihr Skype-Partner anfing, mich von der Seite dumm anzuquatschen, war ich mittlerweile soweit Gewalt anzuwenden… ;) Ich rief meine Eltern an und klagte ihnen mein Leid und beschloss, etwas gegen diese Situation zu ändern. Kurz danach skypte ich mit meinem Lieblingsberliner.

Am Montag war ich emotional immer noch nicht auf der Höhe und brauchte ein paar Stunden für mich und für mehr Schlaf. Daher ging ich nicht zum Unterricht, traf mich aber nachmittags mit Maggie, meiner Sprachpartnerin. Die erste Stunde beschäftigten wir uns mit Chinesisch und hielten einige kleine Konversationen ab, die Stunde danach besprachen wir zunächst, wie sie sich das Englisch lernen vorstellt und welche Erwartungen sie an mich als Sprachpartnerin hat. Ich hatte die Idee, dass wir „King’s Speech“ abschnittsweise gucken könnten, damit sie ihr Gehör für die englische Sprache verbessern könne.
Danach fuhr ich ins CSA Office, um mit David über mein kleines Wohnungsproblem sprechen zu können. Er sagte mir, dass sie BLCU den nächsten Tag anrufen werden, um zu fragen, ob eventuell noch ein Einzelzimmer frei sei.

Dienstag ging ich wieder regulär in den Unterricht und traf mich nachmittags wieder mit Maggie. Der Mittwoch sah so ähnlich aus, nur dass ich mich am späten Nachmittag noch mit Marie aus Finnland traf, die ich eine Woche zuvor beim medical Check-Up kennen gelernt hatte. An diesem Tag und auch am Donnerstag fühlte ich mich etwas einsam im Unterricht, da sich entweder die Leute schon gefunden hatten (ich kam etwas zu spät in die Klasse) bzw. ich mit manchen Leuten nicht richtig kommunizieren kann, da sie kaum Englisch sprechen und ich noch keine richtige Unterhaltung auf Chinesisch führen kann.
Mittwoch erhielt ich von Li Jing eine SMS, dass momentan keine Zimmer mehr frei seien und ich warten müsse… :(

Donnerstagabend ging der Großteil meiner Klasse zusammen mit unserem Lehrer Zhang zum Beijing Duck Essen. Alles in allem war es ein netter Abend und ich merkte, dass ich langsam mehr und mehr Chinesisch verstehe.

Freitag lief vor- und nachmittags wie gehabt ab. Abends traf ich mich wieder mit Marie, nachdem Irene, mit der wir eigentlich weggehen wollte, zu müde war. Ich zeigte ihr ein bisschen von Wudaokou, da sie hier nur zu Uni geht und sich daher kaum auskennt und wir gingen etwas essen.

Samstag war der große Tag gekommen! Es ging zur Großen Mauer. Ein Wander- und wie sich später herausstellte eher Klettertrip mit Übernachtung zum 7.000 km langen Wall. Der Morgen startete eigentlich gut, nur hatte ich wieder das Toilettenproblem, was Mittwoch eigentlich gelöst worden war. Da ich in Zeitnot war, musste ich es dabei belassen und schrieb meine Mitbewohnerin eine Nachricht, das WC nicht zu benutzen und der Rezeption bescheid zu geben.
Am Treffpunkt angekommen, mussten wir alle (insgesamt waren 30 CSA Leute, zwei Mitarbeiter, Freunde von denen, dabei) recht lange warten, da der Bus noch nicht da war. Um kurz vor 10 Uhr ging es los. Irene, Vanessa und ich saßen im Minibus, was sich später für mich als nicht unbedingt die klügste Entscheidung herausstellen sollte. Die Fahrerin oder auch das Fahrzeug, richtig sicher waren wir uns nicht, war nicht die beste/ das beste. Mona, vielleicht kannst du dich noch an Robyn (ich weiß nicht mehr, wie sie geschrieben wird ^^), als sie uns vom Flughafen Christchurch abgeholt hat? Zehn Meter vor der Ampel, die gerade dabei war, rot zu werden, gab sie erst einmal Gas, um dann abrupt abbremsen zu müssen. So ähnlich lief das gestern auch ab. Aber vielleicht lag es auch daran, dass die Gänge im Minibus nicht mehr einwandfrei funktionierten und auch die Bremse hatte schon bessere Tage gesehen. Nach etwa einer halben Stunde merkte ich, wie sich diese Fahrweise auf meinen Magen auswirkte. Mir wurde langsam immer schlechter und ich dachte schon an das schlimmste. Irene zeigte mir dann, wie ich den Druck der Abbremsung ausgleichen konnte. Irgendwann wurde es besser und irgendwann hatten wir auch Beijing hinter uns gelassen. Nach etwa zwei Stunden Fahrt kamen wir ins Gebirge mit wirklich atemberaubender Landschaft! Die Serpentinen waren auch atemberaubend, wenn auch in einem anderen Sinne (zwischendurch fürchtete ich mich um mein Leben!). Die Fahrerin hupte ständig, obwohl kein Auto zu sehen war. Ich vermutete, dass dies als Vorwarnung gedacht war (Achtung, hier komme ich!).
Wir erreichten unseren Ausgangsort, einen Abschnitt der Mauer, der laut Schild für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sei, was die lokale Bevölkerung aber nicht daran gehindert hatte, ein Große-Mauer-Parkplatz-und-Restaurant-Kartell aufzubauen. Wir aßen zu Mittag und bekamen danach, die Schlafsäcke, Matten, und für die, die es brauchten: Zelte und Wanderrucksäcke. Kurz danach ging es los. Der Weg zur Mauer war ziemlich anstrengend und ich dachte schon, dass ich die Mauer selbst nicht packen werde könne, da ich auf dem Blog des CSA-Mitarbeiters Steve, erschreckende Bilder gesehen hatte. ;) Irgendwann konnten wir die Mauer sehen und waren auch nur noch etwa 20 unglaublich steile und rutschige Meter von ihr entfernt. Alex ging voran, ich hinterher, bis wir von unten hörten, dass wir den falschen Weg gegangen seien. Das Herunterkommen war nervenaufreibend! :D
Die Mauer selbst konnten wir an diesem Punkt nur über eine provisorische Leiter erreichen, die nicht allzu vertrauenserweckend aussah und natürlich – man denke an das Kartell! – wurden wir berappt, um den Wall erklimmen zu dürfen. Der Anfang der Mauer sah verdammt steil und schwierig aussah und genauso fühlte es sich auch an. Ich brauchte ab da an noch etwa eine halbe Stunde, bis ich meinen Rhythmus gefunden hatte und etwas schneller gehen konnte. Manche Abschnitte liefen sich wirklich sehr gut, da alles noch gut erhalten war, andere dagegen waren nur über Stock und Stein (viel Bewuchs und viele Steine) zu passieren. Nach etwa drei Stunden kamen wir an den steilsten Aufstieg an, bei dem ich zum ersten Mal meinen Rucksack ablegen musste, da ich sonst die Balance beim Heraufklettern verloren hätte. Die Treppenstufen waren so steil, dass sie eher an Leitersprossen erinnerten.

Beim folgenden Abschnitt danach, passierte der kleinen Tina wieder einmal ein filmreifes Missgeschick, welches für viel Gelächter bei den anderen und für einen Schock für das weibliche Pendant zu Reinhold Messner sorgte. Wir mussten einen letzten steilen Weg hinunter klettern. Der Weg war derart steil, dass ich meinen Rucksack absetzen musste, da ich mit meinen Füßen den Boden nicht erreichen konnte. Da ich den Rucksack nicht auf den Boden legen konnte aufgrund des Höhenunterschieds, ließ ich ihn fallen, mit der Gewissheit – das es nach einem recht stabilen Platz aussah – nichts werde geschehen. Wie ich mich doch täuschte! Der Rucksack-Landeplatz war nicht stabil und mein Wegbegleiter bis dahin hatte auf einmal etwas zu viel Schwung mitbekommen. Er machte sich selbstständig und trudelte hinab, immer um die eigene Achse drehend, und rollte und fiel und rollte wie in Zeitlupe hinab, bis er unten von einem kleinen Haufen Ziegeln gestoppt wurde. Ich war in Sorge, da meine Kamera sich in einem der Außennetze befand und eine der Wasserflaschen herausgefallen war. Olivia, die bereits unten angekommen war, fand meine Kamera – immer noch im Netz! (puuuuuuuh!!!) – und probierte sie so gleich aus. Und tatsächlich funktionierte sie noch! Ich war wirklich sehr erleichtert. Nach diesem oscar-verdächtigen Moment brauchten wir noch etwa 20 Minuten, bis wir endlich unser Nachtlager erreichten.

Abends taten wir nicht mehr allzu viel, außer unser Zelt aufzubauen, zu essen (es war mittlerweile stockdunkel und das um 18.45), kurz dem Lagerfeuer einen Besuch abzustatten und versuchen zu schlafen. Irene, Vanessa und ich gingen schon um 20.irgendwas zu Bett. Doch Irene und ich fanden keinen Schlaf, da wir das Zelt aufgrund des Platzmangels an einem nicht stabilen Ort aufbauen mussten. Wir beide rutschten nach rechts und nach unten. Irgendwann tauschten wir mit Vanessa die Plätze und es wurde besser, dennoch habe ich die ganze Nacht nie länger als eine halbe Stunde am Stück geschlafen und insgesamt bestimmt nicht mehr als zwei Stunden. Um 5 Uhr war die Nacht auch (endlich) wieder zu Ende und während wir unsere sieben Sachen zusammen packten, wurden wir Zeuge eines wirklich schönen Sonnenaufganges. Um 7 Uhr gingen wir hinab ins Tal zurück zu unserem Ausgangsort. Dieser Weg dauerte nur etwa eine halbe Stunde. Wir bekamen ein Frühstück und fuhren zurück nach Beijing.

Es war wirklich eine ganz besondere Erfahrung, die man nur einmal im Leben macht. Es war anstrengend, aber so lohnenswert. Und auch wenn ich immer noch kein Freund von Camping bin, würde ich es bestimmt wieder machen (sofern es nicht unbedingt nächste Woche ist. ;) Der Muskelkater in den Beinen ist unangenehm, aber aushaltbar. :D

Als ich wieder im Wohnheim angekommen war, erreichte mich eine unerfreuliche Nachricht, denn meine Mitbewohnerin hatte sich nicht um das Problem gekümmert und zeigte sich offensichtlich angewidert davon und auch von mir. Momentan (es sind mittlerweile einige Stunden ins Land gezogen) ist sie immer noch… ja, was eigentlich? Sauer? Angeekelt? Empört? Ich weiß es nicht genau. Das Toilettenproblem ist von mir verursacht und es war auch nicht in Ordnung, es so zu lassen, aber ich war wirklich in Eile (zudem hatte ich ihr gesagt, das WC nicht zu benutzen including auch nicht hineinzuschauen…) und sie wusste vorher, dass ich unterwegs sein würde. Um es kurz zu machen: sie hat sich bisher auch einiges geleistet und ich habe mich ihr gegenüber fast immer gleich freundlich verhalten und jetzt ist sie mir gegenüber fast feindlich eingestellt… Das kann ich auf der einen Seite verstehen, aber der anderen Seite aber nicht zu 100 % nachvollziehen. Ich hoffe wirklich, nicht noch bis Januar das Zimmer mit ihr teilen zu müssen.

Morgen werde ich das Klo-Problem noch einmal in Angriff nehmen müssen. Und sonst: business as usual.
Jetzt skype ich mit Mona und werde danach ins Bett gehen.
Habt alle einen guten Start in die kommende Woche!
Tina alias „And-the-Oscar-for-the-best-actrice-goes-to: Pia No“ ;)

Samstag, 17. September 2011

No. 5 - Konfuzius sagt: Wandle jeden Pfad mehrmals entlang, so wirst du Neues entdecken… oder so ähnlich


Ich muss zugeben, dass ich recht unzuverlässig bin. Ließ ich in meinem letzten Eintrag nicht verlauten, dass mein nächstes literarisches Juwel (Pulitzer!) nicht schon auf dem Fuße folgen würde? Ok, ich brauche dringend eine Ausrede dafür. Hm, das ist gar nicht so einfach… Wie wär’s mit: ich hab’ jetzt einen Job bei Google China? Oder: ich arbeite jetzt im ZK der KPC? Um ehrlich zu sein, hatte ich einfach keine Zeit und auch nicht die Muße. Für diesen Blog benötige ich meine ganze mentale Kapazität und die war nach vier Stunden Unterricht und zwei Stunden Lernen ausgereizt.
Der Reihe nach. Freitagabend ging ich ins CSA-Office, da ein Welcome-Dinner geplant war. Um 19 Uhr machten wir uns auf den Weg in Richtung eines Restaurants, in dem es u.a. Pekingente gab. Jeder von uns wurde verschiedenen Tischen zugeordnet, sodass nicht die Leute zusammen sitzen, die sich schon kannten. Bevor die Ente überhaupt auf den Tisch kam, wurden etwa 15 verschiedene Gerichte serviert. Die meisten davon schmeckten wirklich sehr gut und ich war schon fast satt, als das eigentliche Hauptgericht kam. Keir, der neben mir saß, zeigte mir, wie man die Pekingente genau isst. Die in Scheiben geschnittene Ente wird in einen dünnen, runden Fladen zusammen mit Pflaumensauce (sehr zu empfehlen!), Frühlingszwiebeln und Gurken gewickelt. Sehr lecker! Danach gingen wir ins KTV, dass es in Beijing an jeder Ecke gibt. Dort versuchten sich einige von uns an Karaoke. Wir hatten einen großen Raum mit Riesen-Screen für uns selbst. Ich sang zwar nicht, aber lernte ein chinesisches Trinkspiel kennen, was ich immer noch nicht verstanden habe. Es ist ein bisschen wie Meiern/Mäxchen, aber viel komplizierter. Um 24 Uhr machten sich einige der CSAler in Richtung Downtown bzw. Sanlitun auf, aber ich wollte nach Hause. Zusammen mit Irene und Brian fuhr ich in einem Taxi zurück zum BLCU-Campus.
Samstag ging es munter weiter, da ich an einer Exkursion geplant und ausgeführt von CSA teilnahm. Zuerst ging es zum Art District, das Beijinger Künstlerviertel, in dem an jeder Ecke Skulpturen und Plastiken stehen. Leider war das Wetter an dem Tag nicht besonders gut – es regnete und war für die Jahreszeit etwas zu kalt – und viele Ausstellungen waren noch nicht eröffnet, sodass es dort etwas langweilig war. Zusammen mit Irene zog ich los und fand zuerst den Weg in ein Café, um mich etwas aufzuwärmen. Nachdem wir uns beide einen Kaffee geholt hatten, gingen wir in ein anderes Café, da dort Steve und Alex saßen und wir keine anderen CSAler sahen. Nach dem Art District fuhren wir zum Silk Market, ein sechsstöckiges Gebäude im Herzen Beijings. Dort gibt es alles und teilweise so einen Kitsch, da habt ihr noch nicht gesehen!! Irene und ich waren auf der Suche nach einem Regenschirm und im Endeffekt kam ich aus dem Gebäude ohne Schirm (wir konnten keinen finden!) aber mit einer kleinen Trolley-Tasche, die perfekt für Wochenendtrips ist. Das Schmuckstück (wieso habe ich beim ersten Versuch „Schmucktisch“ geschrieben? Mein Deutsch und Englisch sind heute wirklich nicht gut. :D) ist gut verarbeitet und kostete mich auch nur 200 kuai. Nach dem Silk Market machte sich unsere Gruppe zum Beijing Night Market auf. Ein wirklich interessanter Ort! Dort gibt es alles Essbares zu kaufen, was man sonst nicht in einem Supermarkt findet. Kohler, Meir (immer noch nicht rausgefunden, wie man den Namen tatsächlich schreibt…) und ein paar andere probierten Seepferd und anderes Getier wie Silk Worm. Auf dem Rückweg kaufte sich Kohler noch mal Seepferdchen, weil es ihm sehr gut mundete. Steve war ebenfalls dabei und filmte, wie Kohler ein Mini-Seepferdchen verspeiste. Er fragte danach, ob noch jemand probieren wolle. Jen traute sich und ich dachte mir: „Go for it!“ und biss ein kleines Stück von dem Meeresbewohner ab. Es schmeckte nicht übel. Knuspriger Fisch. Da Meir und die anderen auch noch Skorpion probieren wollte, gingen wir zu einem anderen Nachtmarkt. Die kleinen Skorpione und andere Käfer waren lebendig aufgespießt. Es war ein bedrückendes Gefühl, das zu sehen. Aber ich behalte stets im Hinterkopf, dass ich mich in einem anderen Kulturkreis aufhalte und daher nicht (ver)urteilen darf. Natürlich war auch good old Steve dabei, der u.a. mich filmte, wie ich einen ganzen (kleinen) Skorpion verspeiste. Natürlich mit super Gesichtsausdruck und asian-like Peace-Zeichen. ;) Es war ziemlich gut, da der Skorpion gut gewürzt war. Wenn ich das Tierchen blind gegessen hätte, wäre ich nie darauf gekommen, dass es Skorpion ist. Später gingen einige von uns noch in Richtung Downtown, der Rest machte sich auf den Weg zurück nach Wudaokou.
Sonntag gab es einen weiteren Ausflug, der die CSA-Leute nach Shidu führte. Da ich zuerst dachte, dass es ein Camping-Trip sei, entschied ich mich, nicht mitzufahren. Stattdessen wagte ich mich an diesem Tag endlich und auch erfolgreich in die U-Bahn. 45 Minuten später erreichte ich den größten und angeblich eine Million Menschen umfassenden Platz der Welt: Tian’anmen. Der Platz ist umgeben vom Nationalen Chinesischen Museum, dem Mao Zedong-Mausoleum, der Großen Halle des Volkes und der Verbotenen Stadt, die sich auf 4,5 km (Nord-Süd-Aurichtung) dahinter ausbreitet. Auf den Platz selbst gelangte ich selbst nur durch eine Sicherheitskontrolle. Ich war überrascht, wie groß er ist. Ich wanderte etwa anderthalb Stunden dort umher und fuhr mit der U-Bahn zurück in die Wudaokou Area. Das ganze hatte etwas von einem kleinen Abenteuer, da ich das Unternehmen alleine anging. Ich hatte niemanden getextet, da ich dachte, alle, die ich bis dato kannte, seien auf diesem Trip nach Shidu. Am späten Nachmittag als ich mit meinen Eltern skypte, erhielt ich eine SMS von Joe, ob ich nicht mit ihm, Irene und ihrer Mitbewohnerin Vanessa zusammen Abendessen einnehmen wolle. Irene, Joe und ich (Vanessa war dann doch beschäftigt) gingen in ein Restaurant, in dem es Hot Pot gibt. Leute, dieses Gericht ist sooooo gut! Hot Pot ist ein Topf (man Tina, deine Übersetzungen sind wirklich sau gut! ;) der in der Mitte eine Art kegelförmige Konstruktion hat, in die heiße Kohle gefüllt wird. In den Topf selbst befindet sich eine kochende Suppe, in die man Fleisch, Fisch, Gemüse und Doufu geben kann. Es funktioniert wie Fondue nur ohne Öl. Zum Schluss trinkt man die Suppe, die zwar vorher schon Geschmack hatte, aber nach dem Kochen wirklich richtig gut ist. In dem Restaurant, in dem wir waren, gab es sechs verschiedene Suppen zur Auswahl und ungefähr 50 verschiedene Dinge oder vielleicht auch mehr, die man in den Hot Pot geben konnte. Danach liefen wir noch ein bisschen durch die Gegend und Irene verabschiedete sich irgendwann. Joe und ich gingen zurück zum Campus, da er dort ebenfalls wohnt (aber anderes Haus).
Montag traf ich mit den beiden und dieses Mal auch Vanessa zum Brunch in den Golden Towers, eine Art Shopping Mall ähnlich dem Silk Market. Ich aß zum ersten Mal „chinese porrigde“, welcher aus Reis gemacht und in vier Geschmacksrichtungen erhältlich war. Es war nicht schlecht, wird aber nicht mein Lieblinsgericht werden. ;) Nach dem Brunch fuhren wir mit dem Taxi zu Zhongguancun, wo ich die Woche zuvor schon zu Fuß hingelaufen bin. Vanessa wollte einen Drucker kaufen, Irene sich die Kameras anschauen und ich wollte einen Blick auf die elektronischen Wörterbücher werden. Letztendlich wurde lediglich Vanessa fündig. Wir verbrachten einige Stunden dort und wollten irgendwann mit dem Taxi zurückfahren, was gar nicht so einfach war, denn entweder saß schon jemand im Taxi (und nein, ich meine damit ausdrücklich nicht den Fahrer ^^) oder es kam einfach keines vorbei. Wir entschieden uns für die U-Bahn, was bis zum Umsteigebahnhof auch eine gute Idee war. Dort angelangt verpassten wir zwei Bahnen, da diese einfach überfüllt waren. Wir verließen die Station und gelangten per Taxi zurück nach Wudaokou. Wir gingen ins U-Center, da Joe sich eine Jeans kaufen wollte. Wir berieten ihn bei der Anprobe und gingen anschließend Pasta essen. In der Pizzeria stieß später Mike (aus Deutschland :D) zu uns, der begeistert vom Shidu-Trip erzählte und uns seinen Bungee-Jump, in Video-Format für die Ewigkeit aufgenommen, zeigte. Danach gingen wir alle noch ein bisschen shoppen und ich ergatterte den kitschigsten Schlüsselanhänger der Welt, der nicht nur sehr nach Manga-Hase aussieht, sondern auch noch gülden ist und glitzert und blinkt – i love it! Abends lernte ich noch ein paar Stunden Vokabeln, da ich am nächsten Tag wieder Unterricht hatte.
Die Woche war soweit recht ereignislos. Jeden Tag Unterricht, am Mittwoch traf ich mich nachmittags mit zwei Tutoren, um Probestunden zu nehmen. Cindy und Maggie hießen die beiden. Ich weiß, es klingt äußerst chinesisch. ;) Aber viele Chinesen, v.a. die Frauen geben sich englische Namen, da es für westliche Menschen einfacher auszusprechen ist. Maggies Probestunde lief dann auf ein zwei Stunden reguläres tutoring hinaus. Danach war ich wirklich geschafft und froh, endlich frei zu haben. Donnerstag ging es direkt nach dem Unterricht zu einem Krankenhaus, da alle Studenten, die länger als ein halbes Jahr in China bleiben wollen, sich einem Check-Up unterziehen müssen, der Bluttest, X-Ray und noch andere nette Dinge umfasst. Ich hatte glücklicherweise die ganze Prozedur in Deutschland schon erledigt, konnte mir aber leider nicht gewiss sein, ob in China wirklich alles anerkannt wird. Ich hatte Glück und musste überhaupt keinen Test machen. Während ich dort war, lernte ich Marie aus Helsinki kennen, die auch an der BLCU studiert, aber in der Business-Klasse ist. Sie erzählte mir von ihren Sprachkurs und die Probleme dort, da einige schon Chinesisch sprechen und andere wie sie überhaupt nichts können. Als wir endlich um 15.30 wieder auf dem Campus waren, war ich wirklich erfreut, endlich etwas essen zu können. Ich durfte den ganzen Tag nichts essen aufgrund des möglicherweise anstehenden Bluttestes. Kurz danach radelte ich auf meinem Kinderfahrrad (es hat wirklich die Größe eines solchen ^^) Richtung CSA, da ich ein paar organisatorische Angelegenheiten zu klären hatte. Und natürlich war diese 15 minütige Fahrt nicht ohne Ereignisse, das wäre langweilig und unprofessionell. Die äußerst clevere Tina G. hatte es nämlich geschafft, ihr Fahrrad mutwillig zu zerstören, bevor sie die Reise antrat. Sie wollte lediglich den Lenker etwas mehr befestigen und brach aus Versehen (is’ klar, ne!?) etwas an der Befestigung ab, sodass der Lenker nun nicht mehr fest verankert war. An der ersten Rechtkurve dann, gab es einen großen Schock für das Fahrrad-Genie in Person klein Tina, da ihr der Lenker auf einmal entgegenkam und der Radl-Zwerg fast vom Drahtesel gefallen wäre. Glücklicherweise behielt Zweirad-Göttin Tina Goldfish einen kühlen Kopf oder sie hatte einfach einen Schutzengel, denn nichts passierte. Die Bike-Queen brauchte für den relativ kurzen Weg einiges an Zeit, da sie zwischendurch immer wieder mal anhalten musste, um den Lenker zu fixieren.
Endlich beim Office angekommen, sprach ich mit Jessica und Dave über das tutoring und meinen Pass. Als ich wieder bei meinem Rad angekommen war, fiel mir ein, dass ich ja auch nach dem Weg zu dem Fahrradladen, wo ich mein liebstes Fortbewegungsmittel gekauft hatte, erfragen wollte. Ich ging wieder ins Gebäude in den dritten Stock und fragte danach, machte mich wieder auf den Weg zurück, wo mir auf halber Strecke einfiel, dass ich noch 100 kuai deposit für den Ausflug am Samstag abgeben wollte. Ich machte also kehrt und gab das Geld ab. Verständlicherweise fühlte ich mich selten dämlich, weil ich ungefähr tausend Mal in das Office hineinplatzte, da ich ja doch noch – ganz überraschend – etwas zu erledigen hatte. Als ich nach gefühlten Stunden mich endlich zum Fahrradladen begeben konnte, war ich nicht nur leicht verwirrt, ich war vollkommen erledigt. Den Laden fand ich auf Anhieb und sie reparierten die Angelegenheiten auf chinesisch: mit einem dünnen Plastikbändchen, provisorisch aber praktisch und kostenlos, was ich erst nicht glauben konnte (die Chinesen sind die größten Kapitalisten überhaupt!), aber ich natürlich dankend annahm (Xiexie! Xiexie! Xiexie!). Der Rest des Tages war davon geprägt, chinesisch Vokabeln zu lernen und mich auszuruhen.

Wie ihr seht wieder ein langer Eintrag der Nobelpreis verdächtigen Auslandskorrespondentin alias Tina. Ich hoffe ich mute euch nicht zu viel zu. :) Und dieses Mal verspreche ich auch, den nächsten Eintrag früher folgen zu lassen, da ich sonst lustige Kleinigkeiten vergesse, wenn ich zwischendurch zu viel Zeit verstreichen lasse.
Ich wünsche euch allen ein schönes erholsames Wochenende. :)
Tina alias Tour-de-France-Gewinnerin Pia No. ;)

Sonntag, 11. September 2011

No. 4 - Konfuzius sagt: Parkgebühren zahlt man hinterher... oder so ähnlich

Ui, da bin aber noch haarscharf in mein 46-h-Limit gekommen, wie ich gerade bemerke. :D
Donnerstag war mein erster Tag an der Uni. Um 8.15 kam ich in der Klasse an und suchte mir einen Platz in der letzten Reihe, da es bereits schon recht voll war. Der Lehrer sprach mich sofort auf Chinesisch an und fragte nach meinem Namen und aus welchen Land ich komme. Er sagte ein paar Sätze auf Deutsch, als er erfuhr, woher ich komme. ^^ Als der Unterricht begann, fragte er noch ein weiteres Mädchen die gleichen Sachen. Sie verstand ihn aber kaum und konnte auch nicht richtig antworten. Danach wurde ich ebenfalls noch einmal befragt, da vorher noch nicht alle anwesend waren. Und dann ging der Sprachwahnsinn erst richtig los, da mein Lehrer so schnell sprach. Einiger meiner Kommilitonen können bereits schon ziemlich gut Chinesisch, sodass ich selbst sie nicht verstand, wenn diese Fragen stellten. Die ersten beiden Stunden gingen wir ein Übungsblatt durch, dass die anderen den Tag zuvor als Hausaufgabe bearbeiten mussten (wie schon erwähnt, kam ich einen Tag zu spät in die Klasse), danach eine Stunde Vokabeln und die letzte Stunde beschäftigten wir uns mit Hörverstehungsübungen. Nach dem Unterricht war ich wirklich geschafft, hatte aber keine Zeit, mich auszuruhen, da ich zu einem Treffen meiner Agentur musste, das um 12.30 begann (wie gut, dass mein Unterricht um 12.30 beendet war. :D). Ich beeilte mich, in die Pizzeria zu gehen, wo wir uns trafen und war natürlich die letzte, die dort ankam. Alle anderen waren schon mitten im Essen. Ein Sitzplatz war auch nicht mehr richtig vorhanden, sodass ich mich neben Meir (keine Ahnung, wie man diesen pakistanischen Namen schreibt) auf die Bank quetschen musste. Mit ihm und meiner Nachbarin Jasmin unterhielt ich mich. Kurze Zeit später lernte ich auch noch ein paar andere CSAler kennen, die ich bisher noch nicht getroffen hatte. U.a. Mike aka Michael aus Wuppertal. ;) Ich dachte bis dato, die einzige Person aus Deutschland zu sein, die bei CSA ist. Es war auf jeden Fall sehr lustig, mal wieder face to face deutsch sprechen zu können. Danach ging es in einen Buchladen, wo die Ally und Dave eine Einführungspräsentation hielten. Mit Dave und Li Jing (dieses Mal richtig, Patrick. ;) Ich hab so laut gelacht, als ich den Fehler bemerkt habe :D :D) sind einige von uns zu einem Fahrradladen gegangen, der irgendwie aus einem Haufen Fahrräder bestand und einer Barracke. Ich probierte etwa sieben Fahrräder aus, bis ich mich für ein besonders tolles entschied, das rot ist und ein Loch im Schutzblech hat in Form von zwei Herzen (Dave meinte, dass er das von allen Rädern am liebsten mag :D). Die Fotos davon folgen in etwa zwei Wochen (jaja, das Super-Brain Tina und das Kabelproblem...). Irgendwann machten sich alle auf den Weg. Meine Reise dauerte etwa 30 Sekunden, denn mein Sitz machte sich selbstständig und sackte herunter. Ich schob mein neues Rad zurück zum Laden, da ich den Sitz vernünftig festgestellt haben wollte. Auf dem Weg dorthin traf ich die restlichen CSAler und Dave ging mit mir zurück. Dort stellten sie den Sitz auf meine Größe ein und zeigten mir, wie ich das selbst machen kann. Mit Dave ging ich zurück zum Office, da ich noch etwas mit Jessica klären musste (ich mag Dave, kommt mir so grade in den Sinn  ♥ muahaha :P ^^). Als ich zurück ins Wohnheim kam, war ich vollkommen erschöpft, dennoch lernte ich noch eine Stunde Vokabeln.
Freitagmorgen stand ich schon um sieben Uhr auf, da ich zum Gesundheitscheck wollte, den alle Studenten machen müssen, die länger als ein halbes Jahr in China bleiben wollen. Den Abend zuvor rief ich Sophia an, die ich bisher noch nicht getroffen hatte und die mit uns zu diesem Check-Up gehen sollte, da ich den Weg zum Furun West Gate nicht kannte. Sie konnte es mir leider nicht so gut erklären, sodass ich ab einem gewissen Punkt auf mich allein gestellt war. Ich ging weiter und weiter, kam bei den Golden Towers heraus und dachte mir: "Hey, Tina hier bist du falsch!" Ich rief Jessica an, die mir den Weg wies, aber ich verstand sie nicht richtig und blieb einfach bei einem großen Tor stehen (das im Endeffekt nicht das richtige war ^^). Irgendwann kam Meir, der auch zur Untersuchung musste. Er wusste den Weg ebenfalls nicht. Sophia rief mich an und lief auf uns zu, als kurz danach Li Jing anrief, um mir mitteilte, dass ich dort gar nicht hin müsste, da ich mein Visum nicht urgently brauchte. Ich ging noch kurz zu Sophia, um mich vorzustellen und danach zurück in mein Wohnheim da ich meine Uni-Materialien nicht dabei hatte. Als ich dort endlich ankam, dachte ich mir, die erste Stunde könne ich auch schwänzen, da ich mehr als 15 Minuten zu spät gekommen wäre und man ab diesem Zeitpunkt eine Fehlstunde eingetragen bekommt. Da ich die Nacht nur wenige Stunden geschlafen hatte (Inna hatte bis 2.30 in der Nacht mit ihrenn Freunden geskypt), legte ich mich hin und wollte nur etwas dösen. Tatsächlich schlief ich ein und wachte erst um 10.45 wieder auf... Ich kam letztendlich zu der Entscheidung die letzte Stunde auch ausfallen zu lassen. Ich weiß, shame on me. Gleich den zweiten Tag zu schwänzen... Aber ich bin fest davon ausgegangen, eh nicht zum Unterricht gehen zu können, da der Test lange dauert. Aus diesem Grund hatte ich auch nicht alle Vokabeln gelernt, die wir für den Vokabeltest brauchten. Haaach! Nach meinem Entscheidungsprozess setzte ich mich auf mein Fahrrad und fuhr zum U-Center, um den dortigen Supermakrt aufzusuchen. Vor der Mall ist ein Fahrrad-und Scooterparkplatz, dort stellte ich mein Radl ab, ging zu der Frau, die den Parkplatz verwaltet und sah, dass eine andere Frau gerade bezahlte. Ich ging daher davon aus, dass man bezahlt, einkaufen geht und hinterher einfach sein Rad nimmt und in den Sonnenuntergang radelt (♥). Die Parkplatzverwalterin sagte mehrmals etwas auf Chinesisch und die andere Frau erklärte es mir, tat dies aber ebenfalls nur auf Chinesisch, sodass ich  - wie so oft - nichts verstand. Die Verwalterin wurde immer lauter und machte mit ihren eine Bewegung, die aussah, wie in die Pedale treten. Irgendwann kam es mir in den Sinn, dass die Frau mich von dem Parkplatz schmeißen wollte, da ich sie nicht verstand! Ich ging zurück zu meinem Fahrrad, schloss es auf und sah, dass ein paar Mädchen zu ihren Fahrrädern gingen. Die fragte ich dann, warum die Verwalterin denn wolle, dass ich verschwinden solle. Sie klärten mich auf, dass man die Gebühr erst hinterher bezahlt. Und plötzlich ergab alles einen Sinn! Die Pedalbewegung, warum die andere Frau ihr Rad bei sich hatte, als sie bezahlte, warum es schneit, wenn es kalt ist... Als ich vom Einkaufen wiederkam, mein Fahrrad geholt hatte und bezahlen wollte, entschuldigte ich mich erst einmal bei der Frau dafür, dass ich mich wirklich dumm angestellt hatte. Mir selbst war es unglaublich peinlich, auch wenn ich weiß, dass sie nicht wusste, was ich tatsächlich gedacht hatte. Ich bin ein schlechter Mensch. ;) Danach radelte ich entspannt zurück.
Mein nächster Eintrag folgt schon morgen, da ich euch noch einiges mitzuteilen habe. :)
Ich wünsche euch allen einen guten Start in die kommende Woche!
Tina alias Misanthropin Pia No. ;)

Freitag, 9. September 2011

No. 3 - Konfuzius sagt: Wer nicht hören will (oder kann), wird des Rätsels Kern nicht erfahren... oder so ähnlich

Nach Drängen meines Lieblingsberliners schreibe ich den nächsten Eintrag schon jetzt - um 1.21 morgens Beijing time. Ich bin vor einer dreiviertel Stunde von der Willkommens-Party-Schrägstrich-Dinner wieder gekommen. Meine Mitbewohnerin Inna skypt und ich bin eh noch nicht müde, also kann ich auch dieses literarische Juwel weiterführen. ;)
Mittlerweile bin ich schon mehr als eine Woche in Beijing und finde diese Stadt einfach nur großartig! Also, wer auch immer das nötige Kleingeld hat: kommt mich auf jeden Fall besuchen! Es lohnt sich!!!
Da ich schon etwas länger nichts mehr geschrieben habe, werde ich chronologisch vorgehen. Stellt euch auf einen längeren Eintrag ein. ;)
Montag sollte eigentlich die Registrierung stattfinden. Tatsächlich passierte aber nichts, da Li Jing meinte, dass wir das auf Dienstag verschieben werden. Ich muss gerade gestehen, dass ich nicht weiß, was ich genau am Montag gemacht habe. Ich weiß, dass es erst etwas langweilig war, ich aber nachmittag irgendwas gemacht habe... Too much beer... o.O
Wie auch immer. Am Dienstag ging ich morgens um kurz vor neun zum Ost-Tor meiner Uni und kam am Hauptgebäude vorbei. Dort wollte mich Jin Ling abholen. Etwa zehn Minuten später rief sie mich an und sagte mir, ich solle ins Hauptgebäude kommen, da wir uns dort treffen wollten. Kurze Zeit später kam sie auch schon, zusammen mit Anna, CSAlerin (CSA ist meine Agentur) aus Hong Kong/ England. Da ich nicht genügend Passfotos hatte (erwünscht waren zehn), ließen mir Anna bei der Registrierung alleine und Li Jing ging mit mir in die Bib, da dort ein Foto-Automat steht. Einmal Fotos kostet 30 kuai, so viel Gel hatte ich auch mitgenommen. Li Jing sagte mir, ich könne dann so oft Fotos ausdrucken, wie ich möchte. Irgendwann stellte sich dieser freundliche Automat zurück auf Chinesisch, sodass nur noch die Stimme in Englisch war und ich nichts mehr mitbekam. Draußen standen schon einige Leute, die ebenfalls Fotos machen wollten. Ich fragte ein Mädchen, ob sie wisse, ob ich noch mehr Geld bezahlen müsse, da ich erst fünf Fotos hatte und natürlich noch einmal die gleiche Menge benötigte. Sie konnte mir leider nicht helfen. Zu allem Überfluss hatte ich auch nur noch acht kuai. Ich versuchte es erst, die Ein-kuai-Scheine, in den dafür vorgesehen Schlitz zu stecken, bis das Mädel zu mir meinte, dass der Automat nur Zehn-kuai-Scheine annimmt. Um die Geschichte etwas abzukürzen: ihre Mutter hat mir das Geld gewechselt und mir sogar zwei kuai erlassen!!! Das war wirklich sehr nett von ihr. Als ich fertig war, wollte ich zum mit Li Jing vereinbarten Teffpunkt gehen, wurde aber von einer Stimme abgehalten, die sich kurze Zeit später als Andrew vorstellte und auch zu CSA gehört. Mit ihm unterhielt ich mich eine Weile, bis Li Jing wieder auftauchte und wir zurück zur Registrierung gingen, wo Anna auf uns wartete. Wir füllten den vorgesehenen Bogen aus, warten, unterhielten uns, warteten, klebten das Passfoto ein, warteten, fragten uns, was genau in den Bogen gehört, warteten und durften irgendwann ins Büro, wo wir - oh Wunder - wieder warten durften. Irgendwann konnte ich meinen Bogen und Pass abgeben und die ganze Chose gewann an Form. Ich bekam einen Zeitplan, wann ich zum Einstufungstest etc. muss und wir waren endlich (fast) fertig. Danach gingen Li Jing, Andrew und ich (Anna machte sich bereits auf den Heimweg) zu einem anderen Büro, in den ich die Zeit und den Ort für den Test bekam. Dieser sollte am gleichen Tag um 14 Uhr beginnen. Als ich endlich fertig war mit der ganzen Bürokratie, war es bereits 12 Uhr. Und da soll noch einer sagen, die Bürokratie in Deutschland sei schlimm. China toppt das um Längen!!!
Um 14 Uhr machte ich mich leicht nervös auf, um den Test zu schreiben. Ich hatte bis dato Angst, überhaupt nichts mehr zu können, da ich vor exakt zwei Monaten aufgehört hatte, Chinesisch zu lernen (jaja, Bulimie-Lernen im Bachelor-System *huuuuust*). In Kürze: OH MEIN GOTT!!!! Zuerst hatten wir eine Hörverstehensübung. Bis ich überhaupt mal verstand, dass die Antworten, die wir ankreuzen sollten, auch in schriftlicher Form auf einem anderen Prüfungsbogen vorlagen, waren wir bereits bei Aufgabe Nummer fünf. -.- Es fing also schon einmal sehr gut an. ;) Der restliche Teil war ganz in Ordnung. Alles war in Multiple-Choice-Manier angelegt. Ich war wirklich erfreut, doch noch ziemlich viele Zeichen zu können. Der Test dauerte 100 Minuten und danach war ich wirklich geschafft. Abends tat ich nicht mehr viel außer essen und ein bisschen "socializing" mit Inna.
Hui, gerade wieder einer dieser typischen "WTF?!!-ich-hab-schon-wieder-vergessen-was-ich-an-einem-Tag-gemacht-habe"-Momente. Irgendwas muss in diesem chinesischen Bier sein, sowas hatte ich bisher noch nicht, dass ich mich nicht erinnern kann, was ich gemacht habe. Und dann auch noch zwei Tage, die ich vergessen habe... ô.O Aber ich habe gerade unter monströsen Anstrengungen mein Gehirn gequält und weiß nun wieder, was passiert ist. Zumindestens trifft das auf Mittwoch zu. Montag? "Tell me I don't like mondays." 

 Mittwoch nun. Mittwochs ging ich vormittags Richtung CSA office und stand dort vor verschlossenen Türen. Irgendwann schaffte ich es herein (ja mei! Warum sollte man sich auch an so etwas profanes wie Tür-Codes erinnern?!). Oben angelangt abermals fand ich eine geschlossene Tür vor. Da ich noch etwas zurückhalten war (ja, Patrick, auch ich kann zurückhaltend sein. Schwer zu glauben, aber es ist möglich! :D), wollte ich nicht einfach dort hereinplatzen und ging deshalb wieder. Eigentlich wollte ich den Auslands-BAföG-Kram regeln, aber ich dachte mir, das könne ich auch noch die folgende Woche machen. Wieder auf der Straße stehend, sah ich, dass ich eine SMS bekommen hatte, von Anna, die mich fragte, ob ich zur Orientation von CSA ginge, die nachmittags stattfinden sollte. Nach etwa 30 Versuchen, einen vernünftigen englischen Text zu stande zu bringen, schrieb ich zurück, dass ich nicht vorhabe, daran teilzunehmen, da ich bereits schon zweimal auf dem Campus herumgeführt wurde. 
 Kurze Anmerkung dazu: ich habe tatsächlich eine Woche gebraucht, bis ich einigermaßen "comfortable" mit Englisch bin. Die meisten in der Agentur sind Muttersprachler und da bin ich von Natur aus gehemmter, was Kommunikation angeht. Mittlerweile klappt's aber ganz gut.
Von CSA aus ging zum "U Centre", wo es einen "western style supermarket" gibt. Als ich vorm Centre stand, wurde ich von einem Typ auf Chinesisch angesprochen. Der ins Englische wechselte, als er merkte, dass ich fast nichts verstand. Seine Sprachkenntnisse waren aber nicht so gut, sodass er es immer wieder mit Chinesisch versuchte. Er machte Werbung für ein Massagestudio, das zehnjähriges Jubiläum feierte und ich sollte eine kostenlose Massage erhalten. Ich ging nicht darauf ein und wollte schon gehen, als er mich in ein Gespräch verwickelte. Kurze Zeit später konnte ich mich dann doch lösen. Ich ging ein Stück, blieb dann stehen, da ich sah, dass Anna mir auf meine SMS geantwortet hatte. Ich schrieb ihr zurück und fragte, wohin sie zum Mittagessen gehen wollte. Ich blieb einen Moment zu lange dort stehen, da der Typ wieder auftauchte und wieder ein Gespräch begann. Irgendwann gelang es mir doch, den Supermarkt aufzusuchen. Anna traf ich kurze Zeit später und wir gingen in "Dining Hall". Ich hatte fried noodles und chicken. (Kurze Anmerkung II: stört euch bitte nicht zu sehr an den englischen Begriffen. Ich weiß, das stört den Lesefluss, aber es ist gerade für mich einfacher, die Begriffe zu benutzen, die mir in den Sinn kommen und die sind mixed up. ;) Übrigens ist es bereits 2:03 in awesome Beijing.). Danach gingen wir in zwei Shopping Malls und zurück zu CSA, wo Anna auf Ana wartete, die dort ihr tutoring hatte. Dort traf ich einige andere CSAler. Irgendwann unterhielt ich mich mit Jessica, die auch für CSA arbeitet. Sie fragte, wie der Test lief und riet mir, noch am gleichen Tag zum BLCU-Büro (meine Uni) zu gehen, um die Ergebnisse zu bekommen. Nach einiger Zeit machte ich mich auf den Weg zum Büro und erfuhr, in welcher Klasse ich zukünftig sein werde. Mein Buch konnte ich auch schon mitnehmen. Ich bin "elemantary level", das bedeutet man verfügt bereits über einen Wortschatz von 600 Wörtern. Die nächsthöhere Stufe ist 1200 Wörter. Auf meinen Stundenplan sah ich, dass der Unterricht bereits am gleichen stattgefunden hatte. Ich hatte also schon einen Tag verpasst! Abends machte ich nicht mehr viel, da ich am nächsten Tag früh aufstehen musste. Mein Unterricht beginnt täglich umn 8.30 und endet um 12.30 (vorbei der Luxus, als ich Trier drei Mal die Woche Uni hatte und es frühestens um 12 losging!). Jede Stunde umfasst 50 Minuten, danach ist eine zehnminütige Pause. 
Das war's erstmal von mir. Der Eintrag ist lang genug. Mehr möchte ich euch nicht zumuten, sonst bekommt ihr rechteckige Augen vom Starren auf den Bildschirm. ;)
Habt alle ein wundervolles Wochenende! Mein nächster Eintrag folgt in weniger als 46 Stunden.
Tina alias das absolute Gehör Pia No. ;)

Sonntag, 4. September 2011

No. 2 - Konfuzius sagt: Wo eine Hupe ist, ist auch ein Weg... oder so ähnlich

Also alles von Anfang, nachdem der erste Teil meines Berichts nicht gesendet wurde.

Mein Plan für den heutigen Tag lautete also: U-Bahn fahren und zwar zum Olympiagelände. Ich machte mich um kurz nach 12 Uhr auf den Weg und erreichte nach zehn Minuten bereits die Station. Zunächst fiel mir auf, dass in chinesische U-Bahn-Stationen Taschen untersucht werden und freundliche Sicherheitsbeamte und -beamtinnen dich darauf aufmerksam zu machen, doch bitte deine Tasche durch den Scanner zu schicken. Ich aber musste zuerst ein Ticket kaufen. So ging ich nun zum Automaten und war erfreut darüber, den Service auch in Englisch nutzen zu können. Ich entschied mich ein Sechser-Ticket zu kaufen. In Beijings U-Bahn ist es so, dass man pro Strecke bezahlt. Es ist daher nichtig, ob du eine Station oder 15 fährst. Insgesamt sollten mich die Tickets 12 kuai/yuan kosten, umgerechnet etwa 1,30 €. Ich versuchte zu bezahlen, mit Scheinen, doch nach dem dritten Mal kam hinter mir eine Stimmer zum Vorschein, die mir in lieblichen Klang "Coins only!" entgegenbellte. Ich entschied, doch lieber an den Schalter zu gehen. Doch als ich die Schlange sah, die nur aus Chinesen oder Menschen, die ich für solche hielt, bestand und eine Verkäuferin in mein Blickfeld wanderte, die nicht danach aussah, Englisch zu können, kam es mir in den Sinn, sie nicht mit meinen schlechten Sprachkenntnissen zu tortieren. Danach machte ich mich auf zum Haidian Park. Unterwegs kam ich am Gebäude der Deutschen Bank, an der Peking Universität, an einer 12-spurigen Straße, an Microsoft und Google vorbei. Irgendwann waren die Straßen, auf denen ich wandelte, nicht mehr im Plan enthalten und ich entschied zurückzugehen. Der Weg dorthin kostete mich auch nur anderthalb Stunden. Von wegen Katzensprung!
Der Heimweg glich aufgrund der Hitze und der bis dato mangelnden Nahrungsaufnahme eher einem Delirium. Unterwegs kaufte ich mir mein Brunchner (diese Wortkombination beanspruche ich für mich! :D) und war unglaublich glücklich, im Wohnheim angekommen zu sein. Das Essen - spicy chicken, cabbage, rice, salad - war wirklich gut. Fotos folgen in Kürze. :)


Kurzexkursion zur Verkehrslage in Chinas Hauptstadt

Der Verkehr ist der pure Wahnsinn! Fußgängerampeln gibt es, aber diese sind meist nur für etwa zehn Sekunden grün. Und wenn du dann schon gehen darfst, wirst du von Autos angehupt, dass du es tust. Ich meine, wieso musst du auch gerade dann über die Straße gehen, wenn die Autos auf der anderen Seite auch grün haben?! Aber Ampeln sind generell überbewertet. Ich habe es mir mittlerweile angewöhnt, einfach den Chinesen hinterherzulaufen, wenn sie die Straße überqueren. Einfacher Plan, leicht ausführbar. ;) Wenn ein Auto auf der Straße nur für drei Sekunden zum Stehen kommt, fängt der Hintemann, oder Hinterhintermann oder wer auch immer an zu hupen. Vielleicht hupt er auch nur aus Spaß, jeder hat andere Hobbys. :D 

Das war's auch schon wieder von mir. Die kommende Woche wird ereignisreich. :)
Ich wünsche euch allen einen guten Start in die Woche!
Tina alias U-Bahn-Schreck Pia No 

Samstag, 3. September 2011

No. 1 - Konfuzius sagt: Mach nicht alles auf den letzten Dücker... oder so ähnlich

Ruhe und Entspannung wird überbewertet - eindeutig. Dieses Mal schaffte ich es wieder, mich in eine oder besser gesagt mehrere stressige Situationen zu bringen. Und wieder war eine Hausarbeit der Hauptschuldige. Hatte ich nicht dieses Mal wesentlich früher angefangen als sonst? Hatte ich nicht schon 70 h in dieses Schriftstück investiert, um mir das Schreiben zu erleichtern? Das hatte ich in der Tat, nur hat es mir nichts gebracht. So saß ich nun Dienstag einen Tag vor Abreise an meiner Hausarbeit, die ich formal nur noch abtippen musste. "Ist ja halb so wild!" dachte ich. Da lag ich daneben und zwar vollkommen, es war doppelt so wild. Um 2 Uhr morgens am Mittwoch ging ich letztendlich ins Bett - Koffer war gepackt, wichtige Dokumente verstaut - um zwei Stunden später wieder aufzustehen und an den letzten Worten meiner Hausarbeit zu feilen. Tatsächlich war diese schon fertig, nur noch nicht komplett abgetippt. Um kurz vor halb fünf kam mein Opa, der mich und meine Ma zum Flughafen Frankfurt fahren sollte. Natürlich war ich noch nicht mit der Hausarbeit fertig und entschied mich auf dem Weg, diese erst in China zu Ende zu schreiben, wohlwissend, dass ich sie Mittwochabend 23.59 MEZ abgeben sollte. Dieser Plan wurde in die Tat umgesetzt und bedeutete für meinen Vater einen Weg zum Arzt, für meine Mutter eine Email an den Dozenten und für mich die Freude, dieses literarische Meisterwerk auch in Beijing fortsetzen zu dürfen. 
Als wir endlich auf dem Gelände des Flughafens angekommen waren, gab es einen weiteren Stressfaktor, den ich mit "Visums-Agentur-hat-keine-Ahnung-und-gibt-mir-drei-Wochen-vor-Abreise-falsche-Infos-die-sie-anderthalb-Wochen-danach-revidiert-TinaKind-lässt-Gesundheitszeugnis-ausstellen-sinnfrei-da-ihr-eine-Woche-vor-Abreise-gesagt-wird-dass-die-chinesische-Botschaft-keine-Studentenvisa-ausstellt-aufgrund-von-zu-vielen-Anträgen-daraufhin-beantragt-TinaKind-ein-Tourivisum-und-sitzt-auf-glühenden-Kohlen-denn-am-Montagnachmittag-war-immer-noch-kein-Visum-da-TinaKind-ruft-da-an-und-die-sagen-ihr-dass-das-Visum-am-Mittwoch-da-sei-super!-sagt-TinaKind-ich-fliege-ja-nur-am-Mittwoch-und-das-musste-ich-auch-gar-nicht-bei-dem-Ausstellungsantrag-für-die-Agentur-angeben-neiiiiin!-gar-nicht!!!!-der-Agenturtyp-sagt-sie-schicken-es-direkt-zum-Flughafen-und-ich-müsse-es-nur-abholen"-Dilemma kurz zusammen gefasst habe. Wie gesagt, auf dem Flughafengeländer rief ich dann bei der Gepäckaufbewahrung an, um zu erfahren, wo diese sich denn genau befinden. Um zum Ende zu kommen, habe ich diese schnell gefunden und mein Pass inklusive Visum war auch da. :)
Es ging stressig weiter. Jeder, der schon mal an diesem Flughafen war, weiß, wie groß dieser ist. Mein Flug ging von Terminal E, wohin man nur mit dieser Bahn kommt. Meine Ma und ich sind dorthin gefahren, währenddessen mein Opa das Parkticket verlängern musste. Der Abschied aufgrund der wenigen Zeit, die mir noch blieb, war kurz und traurig, obwohl ich das alles nicht richtig realisieren konnte und ich gefasster war.
Die beiden Flüge (FRA-Abu Dhabi-Beijing) waren in Ordnung und nach der 24-Stunden-Reise kam ich endlich in Beijing an, kurz durch die Passkontrolle, ewiges Warten bei der Gepäckausgabe und dann wurde ich von meiner Betreuerin (Ally) und einem Fahrer in Empfang genommen.  Ally ist echt super nett. Auf der 40 minütigen Fahrt, kamen wir auch am Olympia-Geländer vorbei. Das Stadion, bekannt als "Bird's Nest" sieht sooooo cool aus und auch "The Cube" daneben, wo 2008 die Schwimmwettbewebe stattfanden ist toll. Ich bin schon gespannt, dass nachts zu sehen.
Als wir im Wohnheim ankamen, wurde ich zum ersten Mal Zeuge der chinesischen Bürokratie. Auf dem Reisepass steht bekanntlich: "Europäische Union. Bundesrepublik Deutschland" - auf deutsch. Und genau das war das Problem. Die Leute an der Rezeption glaubten mir einfach nicht, dass ich aus Deutschland komme. Ally musste eine chinesische Mitarbeiterin der Agentur anrufen, die denen das erklären konnte. Das funktionierte aber auch erst nach dem dritten Mal. Nach etwa 20 Minuten durfte ich auf mein Zimmer, von dem ich zunächst etwas schockiert war, da es ziemlich unaufgeräumt war und ich dafür meien Mitbewohnerin verantwortlich gemacht habe, die zwei Tage vor mir angekommen war. Zu unrecht, es waren eine Japanerin und v.a. eine Französin, die dieses Chaos hinterlassen haben. Ich lud nur schnell meine Sachen ab und ging mit Ally zum Office und bekam schon mal einen kleinen Einblick vom Campus, der wahnsinnig cool ist! Wir wissen alle, dass der Campus in Trier nicht besonders toll ist (außer die Grünflächen), aber jetzt werder ich wahrscheinlich weinen, wenn ich in einem Jahr wieder in Trier sein werde. ;) Der Campus ist wie ein kleines Dorf, hier gibt es alles: sogar Polizei, die die Tore bewachen.
Im Office angekommen, lernte ich schon einige Kollegen von Ally kennen, die auch alle super nett sind. Kurz darauf ging es dann wieder zurück, da ich unbedingt Schlaf brauchte (ich hatte keinen Schlaf seit mindestens 48 h bekommen). Zurück im Wohnheim lag ich kaum im Bett, als Steve - ein weiterer Kollege - mich anrief, wann ich Zeit hätte für eine Rundführung. Letztendlich habe ich etwa eine Stunde geschlafen, Steve getroffen, der super deutsch kann (das macht mich soooo glücklich! :D), einige andere CSA-Studenten und abends dann das erste Mal chinesisch gesprochen. In unmittelbarer Nachbarschaft ist ein dreistöckiger Food Court. Dorthin bin ich gegangen und bekam oben einen milden Schock, als wirklich fast alles ausschließlich auf chinesisch war. Ihr dürft nicht vergessen, dass das hier eine internationale Uni ist, mit etwa 8.000 ausländischen Studenten. Da hatte ich wohl etwas zu viel erwartet. ;) Ich ging dann zu einem Laden, bei dem einige Speisen auf englisch angepriesen war und versuchte zu bestellen. Die Frauen dort konnten kein Englisch und so musste ich zeigen, was ich haben wollte. Als es ums Bezahlen ging, dachte ich erst, sie meinten die Zeit, die ich auf das Essen warten müsste. Als ich nicht reagierte, sprach die eine mich durch ein Mikro noch mal direkt an (wenn das Essen fertig ist, wird das aufgerufen). Jetzt hatte auch der letzte mitbekommen, was ich bestellt hatte. :D Immerhin konnte ich zum Schluss, Essstäbchen auf chinesisch bestellen und verabschiedete mich mit "xiexie! zajian!", was die Frauen dort gefreut hat.
Danach ging ich wieder auf mein Zimmer und schaute etwas Fernsehen, wobei ich entdeckte, dass wir Deutsche-Welle-TV haben. Ich bekomme also weiterhin unzensierte Nachrichten. ^^ 
Am nächsten Tag ging ich mit einer der chinesischen Kolleginnen von Ally zum Internetladen und ließ mein Intenet einrichten. Als ich wieder im Wohnheim war, probierten meine Mitbewohnerin Inna, die aus Kasachstan kommt, und ich, dieses zum Laufen zu bringen. Nach kurzer Zeit gaben wir auf und Inna rief einen Freund von ihr, der auch aus Kasachstan kommt, um Hilfe. Auch er schaffte es nicht und nach etwa anderthalb Stunden hatte keiner mehr Lust, sich damit zu beschäftigen. Inna und ich gingen später noch einmal zum Internetladen und ich rief meine Agentur an, damit diese mit den Verkäufern reden konnten, denn dort konnte - bis auf eine Person - keiner Englisch. 
Letztendlich funktionierte das Internet, ich richtete einen Open VPN Client ein, damit ich weiterhin das Gesichtsbuch und Blog-Seiten nutzen kann, das klappte leider noch nicht so ganz. Aber heute, einen Tag später, hat das "IT-Genie" Tina es endlich geschafft. :D 
Heute war bisher ruhig. Ich hab mich mit Ally und zwei anderen CSA-Studenten zum Lunch getroffen, war danach kurz einkaufen und hab mich danach an die Hausarbeit respektive diesen Blog gesetzt. ;) Die Hausarbeit werde ich heute noch beenden und morgen werde ich mich in die U-Bahn wagen und zum Olympia-Gelände fahren.
Sooo, ich hoffe ich habe euch nicht allzu viel zum Lesen zu geben. ;) Ich gelobe Besserung: weniger Text, mehr Bilder! :)
Ich hoffe auf fleißige Kommentatoren und darauf mit dem ein oder anderen von euch auch über Skype Kontakt zu haben. :)
Habt alle einen schönen Samstag! Ich melde mich bald wieder.
Zaijian,
Tina alias Pia No ;)